Fair Trade Kleidung: Siegel und Bezeichnungen

Du willst wissen, was die verschiedenen Fair Trade Kleidung Siegel bedeuten? Dieser Artikel stellt dir die wichtigsten Begriffe, Initiativen und Gütesiegel rund um faire und biologische Kleidung vor.

Fair Trade Kleidung Siegel und Begriffe

Inzwischen gibt es ein breites Angebot an fair und nachhaltig produzierter Kleidung. Um jedoch Produkte wirklich einschätzen zu können und schwarze Schafe unter den Herstellern zu erkennen, sind Transparenz und Kontrolle der Produktionsketten sehr wichtig. Da Kundinnen und Kunden nicht alle Einzelheiten selbst überprüfen können und wollen gibt es Fair Trade Kleidung Siegel verschiedener Organisationen und Initiativen. Zahlreiche Zertifikate und Gütesiegel stellen sicher, dass alle relevanten Informationen zu einem Produkt möglichst leicht erkennbar sind.

Manche der Siegel für Faire Kleidung beziehen sich ausschließlich auf bestimmte Bereiche, zum Beispiel nur auf die Produktionsbedingungen oder nur auf den Rohstoffanbau. Andere kennzeichnen den Herstellungsprozess insgesamt. Um wirklich nachhaltig einzukaufen solltest du die gesamte Produktionskette – vom Rohstoff bis hin zum Verkauf – berücksichtigen. Denn die faire Entlohnung von Produzenten in der Türkei ist zwar eine gute Sache, wenn jedoch die Baumwolle durch konventionellen Anbau in Indien große Schäden anrichtet, kann man das Endprodukt kaum als nachhaltig bezeichnen. Das gilt auch, wenn für die Gewinnung der Materialien vermeidbares Tierleid verursacht wird.

Fair Trade – Armut bekämpfen durch fair produzierte Baumwolle

Das wohl bekannteste Faire Kleidung Siegel ist das klassische Fair Trade Siegel soll Rohstoffproduzenten in Entwicklungsländern eine faire Bezahlung ermöglichen und durch nachhaltiges Wirtschaften Armut und Abhängigkeiten bekämpfen. Relevant für Textilien ist hier vor allem das Siegel „Fairtrade Certified Cotton“. Es fördert faire Produktionsbedingungen gleich am Anfang der Produktionskette, indem es Betriebe und Kooperationen von Baumwollproduzenten lokal vor Ort unterstützt.

Durch garantierte Mindestpreise und Abnahmemengen möchte die Initiative nachhaltigen Anbau von Baumwolle ermöglichen und fördern. Daneben steht eine „Fairtrade-Prämie“ für Investitionen in den Sektoren Gesundheit, Bildung oder Infrastruktur zur Verfügung. Hierbei entscheiden die Arbeiterinnen und Arbeiter demokratisch, wofür die Prämie eingesetzt werden soll. Die Fairtrade-Produktion ermöglicht außerdem langfristige und zuverlässige Handelsbeziehungen und stellt Mindestanforderungen in den Bereichen Soziales, Ökonomie und Umwelt. Um die Kosten für Lizenzierungen und Überprüfungen zu senken, werden diese meist nicht für einzelne Bauern und Bäuerinnen durchgeführt, sondern beziehen sich auf sogenannte Kooperativen. Diese sind in Gruppenzertifizierungen zusammengefasst und werden stichprobenartig kontrolliert.

Die Fairtrade-Standards werden von der Nichtregierungsorganisation Fairtrade International entwickelt und von den nationalen Unterorganisationen umgesetzt und vermarktet. In Deutschland übernimmt dies die Organisation TransFair. Sie versucht vor allem neue Partner und Unterstützer zu finden, Lobbyarbeit zu betreiben und Informationen über fairen Handel und fair gehandelte Produkte zu verbreiten. Die Überprüfung der Standards erfolgt hingegen durch die FLO (Fairtrade Labelling Organisations), die die Einhaltung der Produktionsstandards aber auch die Zahlungen der Prämien und Preise überwacht.

GOTS – Nachhaltige Textilien vom Rohstoff bis zum Verkauf

Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist der weltweite Standard für die Verarbeitung von Textilien aus zertifiziert biologisch erzeugten Fasern. Er definiert vor allem umwelttechnische, aber auch soziale Kriterien, die eine nachhaltige Textilproduktion ermöglichen sollen. Dabei wird die gesamte Produktionskette von der Produktion von Rohfasern über die Herstellung und Weiterverarbeitung der Stoffe und Kleidungsstücke bis hin zur Kennzeichnung für Endverbraucher berücksichtigt. Durch die Zertifizierung aller beteiligten Produktionsstätten und Betriebe wird sichergestellt, dass alle Produktionsschritte den Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Die Zertifizierung der Betriebe erfolgt durch unabhängige Institute anhand des GOTS-Überwachungssystems. GOTS-Lizenzen können für alle Textilien mit mindestens 70 Prozent Naturfaseranteil aus biologischer Produktion vergeben werden. Bei einem Faseranteil aus Bioproduktion zwischen 70 und 95 Prozent muss im Siegel der genaue Anteil der Biofasern genannt werden, erst ab einem Anteil von 95 % an biologisch hergestellten Naturfasern darf die GOTS Labelstufe „Organic“ verwendet werden. GOTS ist somit ebenfalls ein sehr wichtiges und bekanntes Fair Trade Kleidung Siegel.

Was „Bio“ in diesem Zusammenhang bedeutet findest du weiter unten.

Fair Wear – verbesserte Arbeitsbedingungen in der Textilverarbeitung

Die Mitglieder der Fair Wear Foundation (FWF) verpflichten sich, die Arbeitsbedingungen in textilverarbeitenden Fabriken und Betrieben zu verbessern. Die Initiative konzentriert sich dabei auf die sogenannten „Cut, Make, Trim“ (CMT) Prozesse der Textilproduktion. Firmen können der FWF aus unterschiedlichen Ausgangssituationen heraus beitreten, der Fokus liegt nach der Einhaltung von Mindeststandards vor allem auf der kontinuierlichen Verbesserung der Produktionsbedingungen. Acht Standards bilden den Kern der Verpflichtungen für alle FWF Mitglieder. Dazu gehören das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, die Einhaltung der Koalitionsfreiheit und Regelungen gegen Diskriminierung.

Viele bekannte Marken sind inzwischen Mitglied der FWF. Direkt an der Kleidung darf das Logo jedoch nur angebracht werden, wenn FWF mindestens 90 Prozent der Zulieferer durch FWF kontrolliert hat. Die Kontrollmaßnahmen der Fair Wear Foundation enthalten regelmäßige Überprüfungen der Produktionsstätten, einen geordneten Beschwerdeprozess und Management Audits. Außerdem werden Wissen und Kontakte der Firmen zentral gesammelt und ausgetauscht. So stehen allen Mitgliedern Informationen über die Produktionsbedingungen sowie Möglichkeiten zur Verbesserung zur Verfügung.

Weitere Informationen findest du im Wissenswertes-Magazin von PrintPlanet.

Textiles Vertrauen – für schadstofffreie Endprodukte

Das weltweit durch Öko-Tex Institute vergebene Siegel „Textiles Vertrauen“ gibt es in zwei Ausführungen. Hat ein Produkt das Öko-Tex 100-Zertifikat enthält dieses Endprodukt keine verbotenen, reglementierten und gesundheitsbedenklichen Substanzen. Für die Kontrolle und Zertifizierung berücksichtigen die Prüfer alle Bestandteile des Produkts. Die Schadstoffüberprüfung erfolgt in Labors und nach verschiedenen Produktklassen. Diese müssen abhängig von der Intensität des Hautkontakts strengere Anforderungen erfüllen.

Erst das erweiterte Siegel Öko-Tex 100 plus enthält eine zusätzliche Überprüfung der Betriebe vor Ort auf nachhaltige und faire Produktionsbedingungen. Die in diesem erweiterten Gütesiegel enthaltene Zertifizierung STeP (Sustainable Textile Production) stellt Anforderungen in den Bereichen Chemikalienmanagement, Umweltperformance, Umweltmanagement, Soziale Verantwortung, Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit. Wer sich nach dem Siegel für Textiles Vertrauen richten möchte, sollte also genau hinschauen, ob es sich um die einfache Version „Öko-Tex 100“ oder das umfassendere Zertifikat „Öko-Tex 100 plus“ handelt. Beide unterscheiden sich optisch nur minimal.

Bio-Qualität auch bei Kleidung?

Die Bezeichnung „Bio“ bezieht sich bei Kleidungsstücken in der Regel auf die verwendeten Rohstoffe, manchmal werden darüber hinaus auch Produktionsbedingungen mit überprüft. Das bekannteste Siegel aus diesem Bereich ist der oben vorgestellte GOTS-Standard. Bei Bio-Kleidung gilt es, genau hinzuschauen. Fair heißt nicht immer bio und bio nicht zwangsläufig fair. Auch wenn sich beide Standards ergänzen und viele Hersteller beide Bereiche berücksichtigen, wie etwa durch eine Kombination der Zertifikate GOTS und Fairtrade.

Biologische Produktion bezeichnet die Einhaltung anerkannter Bio-Standards wie zum Beispiel der Bioverordnung der Europäischen Union. Produktionen müssen zahlreiche Umweltanforderungen erfüllen. Dazu gehören beispielsweise wie die eindeutige Trennung zwischen konventionell und biologisch erzeugten Materialien, die Überprüfung von chemischen Zusätzen und gegebenenfalls der Verzicht auf problematische Stoffe oder Umweltschutzprogramme zur Minimierung von Abfällen und Abwasser. Gleichzeitig müssen die Unternehmen Mindestkriterien im sozialen Bereich erfüllen. Hierzu gehören unter anderem das Verbot von Kinderarbeit, die Begrenzung von Arbeitszeiten oder die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen.

Wie bei Lebensmitteln gibt es auch bei Kleidung eine Vielzahl von Gütesiegeln und Bezeichnungen, die verschiedene Anforderungen an „Bio“-Ware stellen. Allgemein zielt die biologische Produktion darauf ab, Mensch und Umwelt nicht wie die konventionelle Produktion zu belasten, sondern nachhaltig und umweltschonend zu agieren. Die Details der Anforderungen unterscheiden sich jedoch stark. Zu den bekannteren Siegeln für biologisch hergestellte Textilien gehören zum Beispiel das Naturtextil-Zertifikat des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) oder das europäische Umweltzeichen („Euroblume“).

Vegan – frei von tierischen Bestandteilen

Unter veganer Kleidung versteht man vor allem den Verzicht auf Leder verstanden. Vor allem bei Jacken und Jeans sind Leder-Aufnäher (Patches) üblich, die das sonst eigentlich tierfreie Produkt (nicht nur) für Veganerinnen und Veganer zum Tabu machen. Einige Anbieter verzichten deshalb darauf und bieten diese Artikel in veganer Ausführung an. Bei Schuhen und Accessoires gibt es eine große Auswahl von Alternativen zu Leder. Neben synthetischen Stoffen kommen auch natürliche Materialien wie Kork, Hanf oder Leinen zum Einsatz. Verantwortungsvolle Hersteller achten außerdem darauf, Klebestoffe ohne tierische Bestandteile zu verwenden. Interessante Optionen für lederfreie Accessoires finden sich auch unter dem Stichwort Upcycling. Viele Designer oder auch Startups fertigen Taschen und Gürteln aus recycelten Materialien an, zum Beispiel Feuerwehrschläuche, LKW-Planen oder Sicherheitsgurte.

Neben Leder gehören auch Wolle, Seide und (Daunen-)Federn zu tierischen Produkten in der Textilproduktion. Hierzu gibt es ebenfalls Alternativen aus künstlichen oder natürlichen Materialien. Die Hersteller vermarkten sie allerdings nicht zwangsläufig als vegan. Problematisch sind außerdem Textilfarben, die tierische Bestandteile enthalten können und für die bislang kein Standard etabliert ist. Interessierten Konsumenten und Konsumentinnen bleibt nichts anderes übrig, als Herstellerangaben zu vertrauen oder ausführliche Informationen einzufordern.

Die bei Lebensmitteln und Kosmetik etablierte „Veganblume“ der Vegan Society kann auch für Kleidung verwendet werden. Das nutzen aber bisher nur sehr wenige Hersteller. Wer sich für das Thema interessiert, sollte also genau auf die verwendeten Materialien achten (einschließlich verwendeter Farben, Nähgarne, Aufnäher oder Klebstoffe) und sich vergewissern, dass alle Informationen über Bestandteile der Kleidung offen gelegt werden.

Weitere Faire Kleidung Siegel und Kriterien

Über die vorgestellten Begriffe hinaus gibt es noch viele weitere Fair Trade Kleidung Siegel und Zertifikate anderer Initiativen. Teilweise folgen diese sogar strengeren Vorgaben als die vorgestellten internationalen Label. Manchmal gibt es jedoch auf der anderen Seite auch Firmen, die ihre Produkte mit den Bezeichnungen „grün“ oder „sozial“ nur besser vermarkten wollen. Manche kleinere Hersteller verzichten auf eine teure Zertifizierung, obwohl sie sich an ähnlichen oder sogar identischen Standards orientieren. Hier ist in jedem Fall ein Vergleich angesagt – für seriöse Hersteller nachhaltiger Textilien sollten alle Informationen zu Kriterien und Kontrollen leicht auffindbar sein. Letzten Endes stellen die Siegel auch nur eine Orientierungshilfe dar und ersetzen nicht die ausführliche Information über konkrete Kleidungsstücke. Sie zeigen jedoch die Einhaltung bestimmter Mindeststandards an und können die Vertrauenswürdigkeit nachhaltiger Marken und Shops stärken.

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